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Bertelsmann-Chef Thielen zum Internet: "Wir stecken schon wieder mitten in einer Preisblase"
Der Vorstandschef des Medienkonzerns Bertelsmann,
Gunter Thielen, kritisiert die aktuellen Kaufpreise für
Internet-Unternehmen: "Wir stecken schon wieder mitten in einer
Preisblase." Bertelsmann habe unter anderem ein Unternehmen zum Kauf
angeboten bekommen, das "einigen Zulauf, aber praktisch keine
Umsätze" vorweisen konnte. Trotzdem hätten die Gründer "etwa 100
Millionen Euro" verlangt.
Zur Zukunft von Bertelsmann sagt Thielen: "Die RTL Group ist der
größte Gewinnbringer und wird es die nächsten zehn Jahre sicher
bleiben." Gleichzeitig sei der technische Wandel im Zuge der
Digitalisierung immens. Wenn Hunderte neuer Sender entstünden, müsse
man das mitgestalten. "Insofern wird ein beträchtlicher Teil unserer
Investitionen bis auf weiteres in das Fernsehen gehen."
Weil sich die Arbeitsbedingungen vielerorts im Konzern
verschlechtert haben, erläutert Thielen zudem, wie Bertelsmann seine
Unternehmenskultur in Zeiten der Globalisierung bewahren wolle.
Thielen sagt dazu: "Bei Mohndruck mussten wir von den Mitarbeitern
zunächst verlangen, dass sie mehr arbeiten, ohne mehr Lohn zu
bekommen. Dafür versprachen wir eine zusätzliche Erfolgsbeteiligung,
wenn das Geschäft wieder besser läuft. Diese ist genau festgelegt und
für jeden berechenbar." Dieses Beispiel habe man "20- oder 30-mal
kopiert". Gleichzeitig gibt Thielen zu, dass sich längst nicht alle
Konzern-Gesellschaften an der Unternehmenskultur orientieren: "Es
dauert seine Zeit, bis sich solche Praktiken in einem Konzern mit 95
000 Mitarbeitern überall durchsetzen."
Thielen ist davon überzeugt: "Je größer der Erfolgsdruck wird,
umso mehr muss man die Mitarbeiter mitnehmen, umso mehr muss man sich
auf seine Mitarbeiter verlassen können und ihnen Freiraum geben.
Anfangs denkt man, das gehe nicht, weil man glaubt, die Kontrolle zu
verlieren. Aber die Mitarbeiter werden Sie nie enttäuschen."
DIE ZEIT