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Weiche Faktoren fördern Unternehmenserfolg
Drei Jahre nach der ersten Deloitte-Studie "In the Dark" wissen
Unternehmen noch immer wenig über ihre Non-Financial-Faktoren -
doch das Bewusstsein steigt.
Die Performance und damit die Erfolgsaussicht eines Unternehmens
drücken sich in weit mehr Faktoren aus als im Zahlenwerk zu Umsatz
und Gewinn. Zentrale Treiber sind vielmehr auch sogenannte "weiche"
Faktoren wie Unternehmensimage, Mitarbeitermotivation oder
Kundenzufriedenheit. Sie haben einen direkten Einfluss auf das
Betriebsergebnis, doch ein detailliertes Wissen darüber
beziehungsweise über die Möglichkeit, sie zu bewerten, fehlt.
Entsprechend werden sie auch kaum in der Außendarstellung
berücksichtigt. Zwar sind sich die Unternehmen mehrheitlich der
Relevanz weicher Faktoren bewusst. Dennoch besteht zwischen Anspruch
und Realität ein breiter Graben. Verantwortlich dafür sind unter
anderem fehlende Messinstrumente und Benchmarks sowie der zusätzliche
Aufwand. Die Entwicklung solcher Instrumente wird sich jedoch
beschleunigen, denn der Druck durch den globalen Wettbewerb steigt
kontinuierlich.
"Die aktuelle Umfrage bei fast 200 Führungskräften und Vorständen
hat vor allem eines gezeigt: Viele Manager sind sich im Klaren, dass
Kennzahlen abseits der finanziellen Performance eine maßgebliche
Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens haben -
verfügen aber momentan über keinerlei fundierte Erkenntnisse zur
tatsächlichen Leistungskraft ihres Unternehmens in diesem Bereich",
kommentiert Prof. Dr. Wolfgang Grewe, Sprecher der Geschäftsführung
von Deloitte. Als wichtigste Faktoren wurden im Rahmen der Studie
Kundenzufriedenheit, operative Leistungsfähigkeit, Innovationskultur
innerhalb des Unternehmens und Mitarbeitermotivation identifiziert.
Sie alle haben einen unmittelbaren oder mittelbaren Einfluss auf den
Unternehmenserfolg. Zudem sind sie zentrale Indikatoren für die
langfristigen Unternehmensperspektiven und daher interessant für
Investoren oder andere Stakeholder-Gruppen wie Medien, Organisationen
und Lobbyisten. Welche Einfluss jedoch diese Faktoren ausüben, kann
erst dann genau festgestellt werden, wenn belastbare Daten vorliegen
- Daten, über die zurzeit kaum ein Unternehmen verfügt. Das bedeutet:
Heute ist selten ein Unternehmen in der Lage, seine tatsächliche
Position einzuschätzen und das Kapital, das die weichen Faktoren
bieten, zu nutzen.
Mangel an geeigneten Messinstrumenten
Die offensichtliche Diskrepanz zwischen Einsicht und der Tatsache,
dass dieser Bereich derzeit überwiegend Terra incognita ist, erklärt
sich in erster Linie durch die fehlende Existenz zuverlässiger und
erprobter Methoden zur Quanti- bzw. Qualifizierung. Hinzu kommt eine
weit verbreitete Skepsis innerhalb der Unternehmen selbst. Auch der
Zeitfaktor spielt eine Rolle - die Ermittlung der
Unternehmensperformance wird hauptsächlich als Zusatzaufgabe und
damit als weitere Belastung wahrgenommen. Überdies befürchten einige
der Befragten, dass die Preisgabe von Daten und Zahlen aus dem
"weichen" Bereich dem Wettbewerb zu viel Einsicht gewähren könnte.
Die größte Barriere ist jedoch das fehlende Know-how bei der
Erfassung, Evaluation und Darstellung weicher Faktoren. In dem Maß,
in dem hier Instrumente zur Verfügung stehen, steigt auch die
Bereitschaft der Unternehmen, diese zu nutzen.
Tatsächlich scheint deren Entwicklung allmählich an Tempo
zuzulegen. Zahlreiche Unternehmen arbeiten an entsprechenden
Ansätzen, so dass in absehbarer Zeit geeignete Instrumente zur
Verfügung stehen könnten. Die Aussicht auf einen merkbar gesteigerten
Unternehmenserfolg wirkt hierbei als erheblicher Beschleuniger. In
der Pflicht stehen dabei sowohl die Unternehmensleitung als auch das
höhere Management. Der Geschäftsführung selbst wird allerdings intern
eher eine Affinität zu den rein finanziellen Belangen zugeschrieben,
da ihre Entlohnung meist unmittelbar von der "harten" Performance des
Unternehmens abhängt.
"Wir haben bereits im Jahr 2004 zu diesem Thema eine Studie mit
ähnlichen Ergebnissen erstellt", erklärt Prof. Dr. Wolfgang Grewe:
"Doch ist ein Fortschritt innerhalb der vergangenen drei Jahre zu
erkennen. Deutlich mehr Unternehmen als damals berücksichtigen
beispielsweise schon heute weiche Faktoren in ihren
Geschäftsberichten, ihr Wert wird von mehr Unternehmenslenkern
erkannt als damals. Die Lücke zwischen Erkenntnis und Handeln besteht
zwar nach wie vor, aber sie wird sich voraussichtlich in einigen
Jahren schließen, vor allem, wenn gesetzliche Rahmenbedingungen dies
unterstützen oder der Markt und die Wettbewerbssituation dies sogar
fordern."
Deloitte