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Keine Angst vorm Ausverkauf - Familienunternehmen erwarten wachsenden Einfluss von Private Equity
Deutschlands Familienunternehmen öffnen sich allmählich für
Private-Equity-Investoren. Wie aus der aktuellen Studie
"Beteiligungskapital in Familienunternehmen - Chance oder
Widerspruch?" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft
PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor geht, rechnen über 70 Prozent der
Entscheidungsträger auf Sicht der nächsten fünf Jahre mit einem
wachsenden Einfluss von Beteiligungskapital auf Gesellschaften in
Familienbesitz.
Trotz der zunehmenden Öffnung gegenüber den privaten
Investoren bleiben jedoch auch Bedenken bei den Familienunternehmern
bestehen: So befürchten 71 Prozent, dass der Einstieg eines
Beteiligungskapitalgebers die für Familienunternehmen typische
langfristige Geschäftspolitik gefährden könnte. "Der Zielkonflikt
zwischen der gewünschten unternehmerischen Eigenständigkeit und dem
Mitbestimmungsanspruch externer Investoren ist kaum zu lösen. Daher
wird sich ein Familienunternehmen in erster Linie erst dann für
privates Beteiligungskapital interessieren, wenn es notwendige
Investitionen nicht auf andere Weise finanzieren kann", betont Prof.
Dr. Norbert Winkeljohann, Mitglied des PwC-Vorstands sowie Leiter des
Bereichs Mittelstand.
Für die Studie führte PwC strukturierte Interviews mit 89
Entscheidungsträgern familiengeführter Unternehmen.
Private-Equity-Investoren sind an fünf dieser Unternehmen beteiligt.
Hohe Risiken machen Private Equity interessant
Eine Finanzierung durch privates Beteiligungskapital kommt aus
Sicht der Familienunternehmen vor allem bei langfristig angelegten
Investitionen in Betracht, die mit hohen Risiken verbunden sind und
die Liquidität zumindest vorübergehend belasten. So können sich 61
Prozent der Befragten vorstellen, zur Wachstumsfinanzierung auf
Private Equity zurück zu greifen. Zur Regelung der
Unternehmensnachfolge würden 52 Prozent der Familienunternehmen
Beteiligungskapital in Anspruch nehmen. Andere denkbare Anlässe für
eine Private-Equity-Finanzierung wie die Abspaltung von
Unternehmensteilen oder die Restrukturierungsfinanzierung nennen nur
37 beziehungsweise 33 Prozent der Befragten.
Schnellere Konsolidierung erwartet
Neun von zehn Familienunternehmern sind der Ansicht, dass ein
stärkeres Engagement privater Beteiligungskapitalgeber notwendige
Konsolidierungsprozesse beschleunigen würde. Zwei Drittel rechnen mit
mehr Firmenzusammenschlüssen und knapp 80 Prozent glauben, dass von
Private-Equity-Investitionen vor allem gut strukturierte Unternehmen
profitieren. Bemerkenswert ist der hohe Anteil der Befragten, die
Beteiligungskapital als Chance für Unternehmen mit hohem
Restrukturierungsbedarf sehen: Immerhin 60 Prozent glauben, dass
Private Equity die Sanierung insolventer Firmen erleichtert.
Rendite auf Kosten der Eigenständigkeit
Für das eigene Unternehmen erwarten im Falle einer
Private-Equity-Beteiligung jeweils knapp 90 Prozent der Befragten
eine Steigerung des Firmenwertes, mehr Effizienz und eine
beschleunigte Umstrukturierung. "Die Erfahrung zeigt, dass
Optimierungspotenziale in Familienunternehmen zwar häufig bekannt
sind, aber erst durch einen Anstoß von außen realisiert werden
können. Wenn beispielsweise einzelne Gesellschafter wichtige
Entscheidungen blockieren, könnte der Einstieg eines Investors den
Durchbruch bringen", kommentiert Winkeljohann.
Andererseits verbinden fast 60 Prozent der Befragten mit Private
Equity die Angst vor einer "Fremdbestimmung" ihres Unternehmens.
Überzogene Renditeerwartungen der Kapitalgeber befürchten
demgegenüber nur 10 Prozent.
Reputation ist wichtiger als Kaufpreis
Wenn sich Familienunternehmen für die Beteiligung eines
Private-Equity-Investors entscheiden müssten, würde es bei der
Auswahl vor allem auf die Motive des Kapitalgebers ankommen. Jeweils
93 Prozent der Befragten halten langfristige Zielvorgaben und eine
gute Reputation der Beteiligungsgesellschaft für wichtige
beziehungsweise sehr wichtige Kriterien bei der Entscheidung für
einen Investor, während der Kaufpreis für die Beteiligung deutlich
seltener als wichtig genannt wird (70 Prozent). Die Nationalität des
Kapitalgebers spielt zwar nur eine untergeordnete Rolle. Doch
immerhin vier von zehn Befragten wäre der Einstieg einer deutschen
Private-Equity-Gesellschaft lieber als der einer ausländischen.
PricewaterhouseCoopers AG WPG