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Quo vadis Venture Capital?
Weltweit investiert nur etwa die Hälfte aller Venture-Capital-(VC-)Gesellschaften im Ausland. Europäische Wagniskapitalgeber agieren dabei an der Spitze, fokussieren sich jedoch hauptsächlich auf Europa. Nur ein Bruchteil der Europäer plant Investitionen in Wachstumsregionen wie China. Bei ihren Engagements setzen die europäischen VC-Gesellschaften sowohl auf Kooperation mit lokalen Investoren als auch auf Investitionen in internationale Portfolio-Unternehmen - wobei die bevorzugten Investitionsstandorte je nach Tätigkeitsfeld variieren. Deloitte befragte hierzu zusammen mit der European Private Equity and Venture Capital Association in Europa (EVCA) 528 VC-Unternehmen aus Amerika, Asien und der EMEA-Region.
"Venture-Capital-Gesellschaften verhalten sich trotz einer globalisierten Wirtschaft erstaunlich zurückhaltend bei der Umsetzung einer globalen Investitionsstrategie. Nur 51 Prozent der weltweit Befragten investieren derzeit außerhalb des Heimatlandes. Nach Regionen führen die Europäer mit 63 Prozent, Asien folgt mit 58 Prozent, dann kommen die USA mit 46 Prozent. Die Wagniskapitalgeber (83%) wollen jedoch in den nächsten Jahren ihr grenzüberschreitendes Engagement ausbauen", erklärt Astori Nieper, Partner Transaction Services bei Deloitte.
Kooperationen mit anderen Investoren am häufigsten Bei ihren ausländischen Investments entscheiden sich die europäischen Venture-Capital-Gesellschaften häufig für ein gemeinschaftliches Engagement mit einem lokalansässigen Investor - etwa 60 Prozent nutzen diese Methode. 48 Prozent entwickeln strategische Allianzen mit Unternehmen aus dem jeweiligen Land, während 30 Prozent Investments in lokale Portfolio-Unternehmen bevorzugen, die ihrerseits im Ausland aktiv sind. Besonderen Wert legen die Europäer dabei auf ein umfassendes kulturelles Verständnis ihres Gastlandes, da dieses meist entscheidend für den Erfolg ist. Über ein Drittel der Befragten (36%) stellt somit vor allem Personal mit lokalen Kenntnissen ein.
Die europäischen VC-Gesellschaften bevorzugen für ihre Investitionen den geografischen Nahbereich, d.h. die Länder Mittel- und Osteuropas (23%), die Region Deutschland-Österreich-Schweiz (DACH)/Liechtenstein (19%) sowie die skandinavischen Länder (12%). Europäische VC-Gesellschaften schätzen die physische Nähe zu den Unternehmen, in die sie investiert haben. Allerdings interessieren sich auch 17 Prozent verstärkt für die USA. Die Europäer befinden sich durchaus im weltweiten Mainstream, lediglich US-Wagniskapitalgeber tendieren zu Investments in entfernte Gebiete - mit besonderem Fokus auf China und Indien. Unter den europäischen VC-Gesellschaften sind es nicht einmal 10 Prozent, die ihre Investments in China tätigen möchten. Doch 85 Prozent der Wagniskapitalgeber, die bereits jetzt grenzübergreifend investiert haben, wollen dieses Engagement künftig ausweiten.
Was jedoch treibt die Wagniskapitalgeber, im nahen Ausland oder gar global zu investieren? Der Hauptgrund, so ein Ergebnis der Deloitte-Studie, ist ein qualitätsoptimierter Deal Flow. Die meisten europäischen VC-Gesellschaften sehen diese Umsetzung jedoch keineswegs in Mittel- und Osteuropa, dem meistgenannten Investitionsziel, sondern in Skandinavien, den USA und DACH/Liechtenstein. An China interessiert die Investoren vor allem das unternehmerfreundliche Umfeld mit seiner allgemeinen Aufbruchstimmung (50%), während dieses in Mittel- und Osteuropa nur für 12 Prozent der Befragten interessant erscheint. Eine erhebliche Rolle bei grenzübergreifenden Investitionen spielt die Sorge um die Sicherheit des geistigen Eigentums. Sie ist im Hinblick auf China und Indien am ausgeprägtesten - was sich ebenfalls in der Investitionsneigung der europäischen VC-Gesellschaften widerspiegelt.
Gerade VC-Gesellschaften mit beschränkten Ressourcen ziehen Investitionen in lokale, international aktive Portfolio-Unternehmen der Direktinvestition in ausländische Unternehmen vor. Je nach Art der Aktivitäten gelten hierbei unterschiedliche Regionen der Welt als besonders attraktiv. Geht es beispielsweise um Produktion, so investieren europäische VC-Gesellschaften bevorzugt in Unternehmen in China und Osteuropa, während für F&E-Aktivitäten die USA, aber auch Mittel- und Osteuropa bevorzugt werden. Beim Engineering führt Mittel- und Osteuropa, gefolgt von den USA und DACH/Liechtenstein. Bei Dienstleistungen hingegen investieren europäische Kapitalgeber am ehesten in indische Unternehmen oder aber wiederum in Osteuropa.
"Insgesamt zeigt unsere Studie, dass es bei den europäischen VC-Gesellschaften langfristig einen Trend zum verstärkten grenzübergreifenden Engagement gibt - und zwar vorzugsweise in lokale Unternehmen, die ihrerseits ihr internationales Geschäft auf- und ausbauen", kommentiert Astori Nieper.
Deloitte