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IFD: Stabile Standortbedingungen und schnelles Handeln der Politik haben Deutschland vor Flächenbrand bewahrt
Deutschland hat viele der Fehlentwicklungen anderer Finanzmärkte
vermieden und muss so derzeit keinen selbst verursachten überzogenen
Kreditboom oder eine Immobilienpreisblase verarbeiten. Obwohl der
deutsche Finanzmarkt nicht zu den auslösenden Faktoren der globalen
Finanzkrise beigetragen hat, haben die Auswirkungen der Krise die
Stabilität des hiesigen Finanzsystems bedroht. Nur das rasche und
entschlossene Handeln der deutschen Politik und der Notenbank,
gepaart mit zügigen Rettungsaktionen des Finanzgewerbes und insgesamt
robusten Ausgangsbedingungen haben in den vergangenen Wochen
erheblich größere Verwerfungen verhindert.
Zu diesem Schluss kommen die Initiatoren der IFD, einem
sektorübergreifenden Zusammenschluss von Kreditinstituten,
Versicherungen sowie der Deutschen Bundesbank, der Deutschen Börse,
dem Bundesministerium der Finanzen sowie den Spitzenverbänden der
deutschen Finanzwirtschaft.
"Langfristkultur und Stabilitätsorientierung haben unseren
Standort vor einem weitergehenden Flächenbrand bewahrt", so die
IFD-Initiatoren anläßlich ihres Jahrestreffens am Mittwoch in
Frankfurt. "Der Finanzmarktschock hat auch unser Land schwer
getroffen, doch hat die Kombination aus stabilen Standortbedingungen,
dem zügigen Stabilisierungsprogramm der Bundesregierung sowie dem
pragmatischen Vorgehen der Finanzwirtschaft schlimmeren Schaden
abgewendet. Die Volkswirtschaft ist nach Strukturerfolgen am
Arbeitsmarkt, bei der Haushaltskonsolidierung und im
Unternehmenssektor gut aufgestellt. Die Finanzwirtschaft wird alles
tun, dass es unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht zu
Unterbrechungen bei Kreditversorgung oder anderen
Finanzdienstleistungen in der deutschen Volkswirtschaft kommt. Damit
werden wichtige Voraussetzungen geschaffen, damit es wieder zu einer
Belebung der Märkte kommt", so die IFD-Initiatoren weiter. Die IFD
hatte bereits in ihrem Standortbericht 2008 positiv hervorgehoben,
dass der deutsche Finanzmarkt dank höherer Stabilitätsorientierung
robustere Bedingungen bietet:
- Der Markt für verbriefte Produkte hat sich im internationalen
Vergleich wesentlich transparenter und mit höheren
Qualitätsstandards entwickelt. Augenmaß und Besonnenheit
vermieden die anderenorts aufgetretenen Fehlentwicklungen bei
der Emission von verbrieften Kreditinstrumenten.
- Die im internationalen Vergleich breitgefächerte Aufstellung des
deutschen Finanzsektors sichert auch im kommenden Jahr, dass es
in Deutschland nicht zu Beschränkungen der Kreditvergabe von der
Angebotsseite her kommen wird.
- Der deutsche Unternehmenssektor ist im internationalen Vergleich
bezogen auf Kosten- und Finanzierungsstrukturen sowie die
internationale Wettbewerbsposition robust aufgestellt. Sobald
die Weltwirtschaft wieder Revitalisierungstendenzen zeigt,
werden deutsche Unternehmen als erste davon profitieren.
"Wir sind jetzt dabei, die internationale Kreditkrise zu verarbeiten. Wir stecken mitten in den Reparaturarbeiten, die wir zurzeit konsequent angehen und bewältigen. Je schneller wir wieder Tritt fassen, desto weniger wird die Realwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen werden", so die IFD.
Die Initiatoren der IFD würdigten das schnelle und entschlossene Handeln von Marktaufsehern, Bundesbank, Regierung und Marktteilnehmern. "In Rekordzeit wurde das Finanzmarktstabilisierungsgesetz verabschiedet. Diese Entschlossenheit von Regierung und Parlament hat eine Katastrophe größeren Ausmasses verhindert. Wir sind der Politik und den hinter ihr stehenden Bürgern dafür zu Dank verpflichtet", sagte Dr. Josef Ackermann, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Bank und IFD-Initiator, bei der Begrüßung von Bundesminister Peer Steinbrück. Über die akuten Reparaturarbeiten hinaus muss das Vertrauen in das Finanzsystem durch folgende Kernelemente wiederhergestellt werden:
- Allem voran: Jedes Institut muss durch Eigenvorsorge im
Risikomanagement jene Normen erfüllen, die staatliche Aufsicht
künftig einfordern werden. Selbstverpflichtungen im Hinblick auf
Transparenz und Marktstandards sind hierbei ein wichtiges
Instrument.
- Wirksamere Regeln bedeuten nicht automatisch mehr, sondern
bessere Regulierung. Ein angepasster regulatorischer Rahmen muss
nach Meinung der IFD das Risikomanagement von Kreditinstituten
durch eine Weiterentwicklung zu qualitativer Überprüfung von
Funktionen und Prozessen weiter verbessern helfen. Die IFD
begrüßt die Einführung eines zentralen Kontrahenten für
Kreditderivate in Europa. Der Aufbau dieser
Finanzmarktinfrastruktur wird als ein wesentlicher Bestandteil
zur Verbesserung der Risikokontrolle auf europäischer Ebene
gesehen.
- Der Verbriefungsmarkt, der dem Nutzen dient, Risiken auf viele
Marktteilnehmer zu verteilen, wird nur dann wiederbelebt werden,
wenn Transparenz und hohe Marktstandards gewährleistet sind. Die
IFD begrüßt die Einrichtung einer Evidenzzentrale, mit Hilfe
derer Investoren standardisierte Informationen über
strukturierte Produkte und ihre Märkte erhalten können.
Die IFD, die seit gut fünf Jahren mit Initiativen und Maßnahmen den deutschen Finanzmarkt weiterentwickelt, wird sich künftig verstärkt den Herausforderungen annehmen, welche die globale Finanzkrise an die Marktteilnehmer und Volkswirtschaft stellt. Funktionsfähige und effiziente Finanzmärkte sind auch künftig Schlüssel und Kernelement zur Wohlstandsmehrung in modenen und auf Wettbewerb ausgerichteten Wirtschaftssystemen. Marktteilnehmer in und jenseits der IFD müssen grenzüberschreitende Wirkungs-mechanismen etablieren, die das Vertrauen in den nationalen und internationalen Finanzsektor schnellstmöglich wiederherstellen.
Bundesfinanzminister Steinbrück fordert die IFD auf über ein fokussiertes Modell der Politikberatung sowohl der Versicherungs- als auch der Kreditwirtschaft nachzudenken, das den geänderten Finanzmarktbedingungen Rechnung trägt. So sollen unter anderem neue Regulierungen im Finanzsektor sowie die europäische Integration im Bankensektor von der IFD begleitet werden.
IFD - Initiative Finanzstandort Deutschland