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Zwei Drittel der Private-Equity-Investoren werden 2009 ihre geplanten Private-Equity-Quoten erreichen oder überschreiten
Zwei Drittel der institutionellen Private-Equity-Anleger (Limited Partners, LPs) weltweit werden Ende nächsten Jahres wenig oder keinen Spielraum mehr für Neuinvestitionen in dieser Anlageklasse haben. Das gilt insbesondere für nordamerikanische Investoren, von denen 28 Prozent bis Dezember 2009 ein Überschreiten des geplanten Private-Equity-Anteils an ihrem Gesamtportfolio erwarten. Das ergab das neunte "Global Private Equity Barometer" von Coller Capital, dem weltweit führenden Investor im Sekundärmarkt für Private Equity.
Insgesamt ist das Engagement in Private-Equity-Anlagen stabil: 57 Prozent der LPs erwarten 2009 einen unveränderten, 40 Prozent sogar einen erhöhten Portfolioanteil. Ein Viertel bis ein Drittel aller LPs haben ab dem Jahr 2000 zu investieren begonnen, viele von ihnen bauen ihr Private-Equity-Programm weiter aus. Die mittelfristigen Renditeerwartungen sind ebenfalls unverändert: 43 Prozent der befragten institutionellen Investoren erwarten für die nächsten drei bis fünf Jahre eine durchschnittliche jährliche Nettorendite von mindestens 16 Prozent. Das Problem der Investoren ist also nicht mangelndes Interesse an Private Equity, sondern die Ausschöpfung der Allokationsgrenzen sowie Liquiditätsengpässe.
In der aktuellen Phase sind Private-Equity-Portfolios nämlich einer doppelten Belastung ausgesetzt. Der so genannte Denominator-Effekt beschränkt weiteres Wachstum oder zwingt sogar zu Desinvestments: Aufgrund sinkender Bewertung der traditionellen Anlageklassen wie etwa Aktien kann es passieren, dass die Private-Equity-Anlagen einen höheren prozentualen Anteil eines Gesamtportfolios ausmachen als geplant und beabsichtigt. Zweitens gibt es im Moment relativ geringe Liquiditätsrückflüsse aus Private-Equity-Fonds, weil die von den Fonds gehaltenen Unternehmen nur schwer veräußert werden können.
Dazu meint Jeremy Coller, Chief Executive Officer von Coller Capital: "In dieser Lage haben die Investoren drei Möglichkeiten: Sie können den geplanten oder zulässigen Portfolioanteil von Private-Equity-Anlagen erhöhen, sie können ihre Investitionszusagen reduzieren oder sie können sich Liquidität über den Sekundärmarkt beschaffen. In der Praxis werden selbst LPs, die keine Allokations- oder Liquiditätsprobleme haben, verstärkt Zugang zum Sekundärmarkt suchen, denn viele wollen ihr Portfolio neu ausrichten, um es den veränderten wirtschaftlichen Realitäten anzupassen."
Bei der Auswahl der Primärfonds (General Partners, GPs), in die investiert wird, ist bereits eine "Flucht in die Qualität" zu erkennen - insbesondere in den USA, wo der Umfrage zufolge vier von fünf Investoren in den vergangenen zwölf Monaten gegenüber Private-Equity-Häusern, mit denen sie bisher zusammen arbeiten, weitere Engagements abgelehnt haben. Im kommenden Jahr werden Investoren solche Anfragen noch strenger prüfen. Dabei sind eine schlechte Wertentwicklung des aktuellen Fonds, Änderungen des Investmentstils und Wechsel im Managementteam die wichtigsten Faktoren, die die Anleger von einer Wiederanlage abhalten.
Finanzielle und ökonomische Schwierigkeiten werden die Globalisierung der Anlageklasse Private Equity nicht verlangsamen. Das belegen die Umfrageergebnisse des aktuellen "Global Private Equity Barometer". Der Anteil der nordamerikanischen Investoren, die sechs Prozent oder mehr ihres Private-Equity-Portfolios im asiatisch-pazifischen Raum investiert haben, wird demnach in den nächsten drei Jahren von aktuell 41 Prozent auf fast 70 Prozent steigen. Bei den europäischen LPs ist eine ähnliche Entwicklung zu erkennen: Aktuell ist ein Drittel der Investoren mit mindestens sechs Prozent in Asien investiert, in den nächsten drei Jahren wird dieser Anteil zwei Drittel erreichen.
Indien und China bleiben weiterhin die attraktivsten Märkte im asiatisch-pazifischen Raum, gefolgt von den entwickelten Ländern Japan und Australien. Allerdings bereitet die steigende Attraktivität des asiatischen Marktes den Investoren auch Sorge: Mehr als drei Viertel der LPs glauben, dass schwächere GPs wegen des hohen Kapitalangebots zu leicht Asienfonds auflegen können. Vorsicht ist also geboten: Caveat emptor!
Investitionen in Fonds mit dem Ziel Naher Osten werden ebenfalls zunehmen. Obwohl signifikante Investmentbarrieren für die Region gesehen werden, planen zwischen 20 und 30 Prozent der LPs in den nächsten drei Jahren erste Schritte in diesem Private-Equity-Markt. Aktuell ist hier die Investorenquote noch sehr gering.
Zum deutschen Markt für Private-Equity-Anlagen meint Axel Hansing, Partner bei Coller Capital: "Nach wie vor fehlt es, verglichen mit den angelsächsischen Ländern, in Deutschland an großen Kapitalsammelstellen, die in ihren Investitionsentscheidungen die nötigen Spielräume haben, um die Chancen von Private-Equity-Anlagen nutzen zu können. Wie wichtig eine größere Diversifizierung langfristiger Investments ist, zeigt die aktuelle Finanzkrise, die die Aktienbewertungen massiv gedrückt hat."
Coller Capital