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Ergebnisse des zehnten "Global Private Equity Barometer"
Die internationalen Private-Equity-Anleger (Limited Partners, LPs) erwarten in den nächsten Jahren weitreichende Veränderungen für die Private-Equity-Landschaft. Zu diesem Ergebnis kommt das zehnte "Global Private Equity Barometer"von Coller Capital, dem weltweit führenden Investor im Sekundärmarkt für Private Equity. Die befragten Investoren erwarten, dass viele Private-Equity-Fondsmanager (General Partners, GPs) vom Markt verschwinden werden, dass ein Zehntel der LPs ihren Fondsverpflichtungen nicht nachkommen wird, dass es zu einer erheblichen Veränderung des Kräfteverhältnisses zwischen LPs und GPs kommen wird, dass Steuer- und regulatorische Änderungen die Private-Equity-Renditen bedrohen und dass es zu einer weiteren Verschlechterung der Investmentkonditionen in den nächsten zwölf Monaten kommen wird.
Während ein Teil der Veränderungen als ein typischer Erneuerungsprozess der Branche - eine schöpferische Zerstörungsphase - angesehen werden kann, machen sich die Investoren ernsthafte Sorgen, dass die Steuer- und regulatorischen Änderungen die Assetklasse nachhaltig schädigen könnten. Die Hälfte der LPs erwarten diese Entwicklung für Europa und sogar über die Hälfte der Investoren für Nordamerika.
Die Beziehung zwischen LPs und GPs wird sich in den nächsten Jahren erheblich verändern. Erstens werden die Marktteilnehmer nicht mehr die gleichen sein: Die Investoren erwarten, dass rund ein Viertel der aktuellen GPs (28 Prozent bei den Venture- Capital- und 23 Prozent bei den Buyout-Fondsmanager) in den nächsten sieben Jahren nicht in der Lage sein wird, einen neuen Fonds zu lancieren. In dieser Branche käme das einer Geschäftsaufgabe gleich. Auf der Seite der LPs erwarten die Befragten, dass rund ein Zehntel von ihnen in den nächsten zwei Jahren ihren Fondsverpflichtungen nicht nachkommen wird. Das Kräfteverhältnis zwischen LPs und GPs verändert sich ebenfalls schnell. Rund 80 Prozent der befragten Investoren erwarten, dass bei neuaufgelegten Buyout-Fonds die Konditionen deutliche Zugeständnisse an die LPs enthalten werden. Zwei Drittel der LPs erwarten diese Entwicklung auch bei neuen Venture-Capital-Fonds. Die Investoren erwarten von den Fondsmanagern ebenfalls Verbesserungen bei der Transparenz und dem Risikomanagement der Fonds. Über die Hälfte der Investoren weltweit und rund drei Viertel der LPs in Asien sehen bei einer signifikanten Anzahl von GPs hier deutlichen Nachholbedarf. Rund ein Zehntel der Befragten sehen diesen Nachholbedarf sogar bei den meisten GPs.
Kommentar von Jeremy Coller, Chief Investment Officer von Coller Capital: "Knappes Kapital, langsamere Returns und politische Unwägbarkeiten sind die unmittelbare Zukunft unserer Branche. Mit diesen Bedingungen zu leben, wird unserer partnerschaftlich geprägten Unternehmenskultur alles abverlangen. LPs müssen sowohl geduldig als auch realistisch bleiben. Die GPs hingegen müssen sich schnell an die geänderten Bedürfnisse der Investoren anpassen. Zuerst müssen aber LPs und GPs in Anbetracht unüberlegter Politikinitiativen zusammenstehen. Ansonsten wäre es für die Politik zu einfach, dem "vertrauensbasierten Modell Private Equity" über Regulierung die Flexibilität oder über Besteuerung die Anreize zu nehmen." Die Investoren ihrerseits sehen härtere Zeiten auf sich zukommen. So wollen rund ein Drittel der Befragten ihre Anzahl an GP-Beziehungen reduzieren, und die Hälfte der Befragten (52 Prozent) erwarten, dass Ressourcenengpässe ihre Möglichkeiten Private- Equity-Investments einzugehen und zu managen belasten werden. Je nach Organisation werden die Betroffenen unterschiedlich reagieren. Organisationen, die ihre Private- Equity-Investments herunterfahren, werden auch die Größe ihres Private-Equity- Teams reduzieren wollen (rund ein Zehntel plant diese Maßnahme). Der Anteil der LPs, die ihre Belegschaft aufstocken wollen, liegt mit rund einem Viertel deutlich höher.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden sich nach Ansicht der Investoren in näherer Zukunft weiter verschlechtern. So erwarten drei Viertel der LPs für die kommenden zwölf Monate weiter reduzierte Rückflüsse aus ihren Portfolios. Diese Erwartungen hängen direkt mit dem stagnierten Exit-Umfeld zusammen: Nur ein Viertel der Investoren erwartet eine kurzfristige Verbesserung im Exit-Umfeld, wobei die nordamerikanischen LPs hier am optimistischsten sind. Ein ähnliches Bild bei den Anteilsbewertungen: Drei Viertel der Investoren glauben, dass die von den GPs zum Jahresende 2009 publizierten Portfoliobewertungen signifikant niedriger ausfallen werden als die im vergangenen Dezember.
Fast zwei Drittel der Befragten ist mit dem Umstand, dass die GPs auch in den Aktienmarkt (Private Investments in Public Equity, PIPEs) investieren, nicht glücklich. Diese Ansicht wird von Investoren in allen Regionen der Welt geteilt. Auf der anderen Seite ist die Beurteilung, dass GPs Kredite in ihren Portfoliounternehmen kaufen, regional differenziert. Während 58 Prozent der europäischen LPs diese Maßnahme prinzipiell begrüßen, halten nur 35 Prozent der amerikanischen LPs dies für sinnvoll. Die Investoren in Asien sind hier geteilter Meinung.
Axel Hansing, Partner bei Coller Capital, zum deutschen Markt: "Auch der deutsche Private-Equity-Markt konnte sich dem Abwärtssog nicht entziehen. Die fehlende Bereitschaft der Banken Fremdkapital bereitzustellen, liegt wie ein Hemmschuh auf der gesamten Branche. Allerdings zeigen sich hier erste Tendenzen der Besserung. Wird der konjunkturelle Aufschwung Anfang 2010 einsetzen, wie von vielen Volkswirten erwartet, ist auch mit einer deutlich verbesserten Fremdkapitalversorgung zu rechnen."
Coller Capital