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Trendumkehr im deutschen Private Equity-Markt
Die jüngsten Kurskorrekturen an den internationalen Finanzmärkten
lassen auch die Private Equity-Branche nicht unberührt. Der Private
Equity-Stimmungsindikator verzeichnet einen leichten Rückgang und
stabilisiert sich auf hohem Niveau. Dies ist das Ergebnis der seit
2001 von Deloitte vierteljährlich durchgeführten Studien im Private
Equity- und Venture Captial-Bereich. Hierzu werden 1.800 Private
Equity- und Venture Capital-Manager aus Deutschland, Österreich und
der Schweiz zu ihren Erwartungen der kommenden sechs Monate befragt.
Konjunkturerwartungen und Rahmenbedingungen dämpfen Euphorie
Der Private Equity-Stimmungsindikator notiert nach einem Rückgang
um 8 Punkte auf einem Stand von 122 Punkten. Dies entspricht dem
Durchschnittsniveau der letzten Quartale. Unsicherheiten in der
konjunkturellen Entwicklung sind für diesen Rückgang verantwortlich.
Doch branchenspezifische Erwartungen können sich diesem Trend
entgegenstellen.
Die Private Equity-Branche folgt, abseits der quartalsmäßigen
Schwankungen, zwei großen Trends: Anstieg des durchschnittlichen
Dealvolumens und konstantes Wachstum der Fund-of-Funds-Industrie.
"Die Berücksichtigung großer Zielunternehmen ist eine Reaktion auf
den zunehmenden Wettbewerb, weil sich dadurch die Gruppe der
potenziellen Übernahmeobjekte vergrößert. Die steigenden Dealvolumina
werden durch die hohe Liquidität des Marktes ermöglicht.
Dealvolumina über EUR 500 Mio. sind jedoch den großen Private
Equity-Fonds vorbehalten", so Karsten Hollasch, Partner im Bereich
Transaction Services bei Deloitte in Düsseldorf.
Die Bedeutung der Fund-of-Funds-Industrie wird durch die große
öffentliche Aufmerksamkeit gestützt. Die Erweiterung der Kapitalgeber
um die Gruppe der Kleinanleger verstärkt diesen Trend und ermöglicht
einen zusätzlichen Zugang zu Eigenkapital.
Die aktuelle Umfrage befasst sich hauptsächlich mit dem steigenden
Wettbewerb am Akquisitionsmarkt. Hier treten vermehrt strategische
Investoren, Investmentbanken und Hedge Fonds als Konkurrenten der
Beteiligungsunternehmen auf. Die Umfrage zeigt, dass insbesondere bei
Dealvolumina ab EUR 250 Mio. die Konkurrenz zwischen Private
Equity-Unternehmen abnimmt und andere Investorengruppen für den
zunehmenden Wettbewerb verantwortlich sind.
Die Erwartungen und Reaktionen auf die aktuelle Diskussion der
Gesetzesnovelle für Unternehmensbeteiligungsgesellschaften (UBGG)
lieferten ein uneinheitliches Bild. Trotz der Ankündigung, den
Standort Deutschland für Beteiligungsfonds zu stärken, herrscht bei
der Mehrheit der Private Equity-Manager Skepsis über die Auswirkungen
der Gesetzesänderung. Positive Erwartungen überwiegen, doch es wird
befürchtet, dass negative Effekte die Verbesserungen kompensieren
werden. Zudem steht die Intransparenz des
Entscheidungsfindungsprozesses in der Kritik. Die nächste Ausgabe der
Private Equity-Befragung wird die wichtigsten Punkte der Reform
zusammenfassen.
Investitonsvolumen von Venture Capital sinkt kurzfristig
Auch im Venture Capital-Sektor ist die Beurteilung des
gesamtwirtschaftlichen Klimas nicht mehr so positiv wie im letzten
Quartal. Einer der Gründe dafür könnte die kürzlich von der
Bundesregierung beschlossene Steuerreform sein. Venture
Capital-Investoren erwarten dadurch eine Verschlechterung der
Rahmenbedingungen für die Branche. Der Anteil derer, die eine
Verbesserung der Rahmenbedingungen zum Auflegen neuer Fonds erwarten,
ging seit dem letzten Quartal von 39% auf 21% zurück.
Das Investitionsvolumen lag im ersten Quartal 2006 deutlich unter
dem der letzten zwei Jahre, doch die Mehrheit der Marktteilnehmer
sieht dieses in den kommenden sechs Monaten wieder ansteigen. Höhere
Volumina sollen nach Meinung der Investoren vorwiegend in die
Bereiche Medizintechnik/Life Science, Nanotechnologie und erstmals
wieder in den Sektor Internet Services fließen.
Erstmals seit Beginn der Umfrage im Jahr 2001 erwartet keiner der
Befragten ein Absinken seiner Beteiligungswerte unter den jeweiligen
Kaufpreis. Trotz der jüngsten Rückschläge an den internationalen
Kapitalmärkten rechnen über zwei Drittel der Umfrageteilnehmer mit
einem Exit über einen IPO. Dies entspricht einem neuen Höchststand
seit Beginn der Umfrage. Mit 7% erreicht der Anteil von Investoren,
die Abschreibungen erwarten, einen neuen Tiefststand. Dem langfristig
ansteigenden Trend folgend, erwarten aktuell bereits 59% ansteigende
Bewertungsniveaus zukünftiger Investitionen.
Deloitte