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KPMG: "M&A-Jahr 2006 dürfte alle Rekorde brechen"
Der weltweite Markt für Unternehmensfusionen und -übernahmen
verzeichnete im ersten Halbjahr 2006 einen erneuten sprunghaften
Anstieg. "Das M&A-Jahr 2006 wird voraussichtlich alle Rekorde
brechen", sagt Thomas Ehren, Managing Partner bei der
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG.
So hat sich das Volumen der angekündigten Transaktionen im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 37 Prozent auf rund 1.963 Mrd. USD
erhöht und damit sogar das Spitzenniveau des ersten Halbjahres 2000
noch übertroffen. Auch die Anzahl der angekündigten Transaktionen
legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich zu, um 14 Prozent
auf 16.259. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Bereichs Corporate
Finance von KPMG, die auf Daten des Marktforschungsinstituts Dealogic
beruht.
M&A-Boom in Europa
Besonders in Europa haben sich die M&A-Märkte im ersten Halbjahr
2006 äußerst dynamisch entwickelt. Mit rund 788 Mrd. USD übertraf das
Volumen der von Januar bis Juni angekündigten Fusionen und Übernahmen
den Wert des ersten Halbjahres 2005 um 74 Prozent. Die Anzahl der
angekündigten Transaktionen im ersten Halbjahr 2006 liegt mit 5.914
um mehr als 13 Prozent über dem Vorjahreszeitraum.
Thomas Ehren, Managing Partner im Bereich Advisory von KPMG: "Für
die nächsten sechs Monate erwarten wir sowohl weltweit als auch in
Europa einen weiteren Anstieg der Aktivitäten auf dem M&A-Markt. Auf
der einen Seite wird der Private Equity-Sektor sein hohes
Aktivitätsniveau beibehalten. Auf der anderen Seite sind auch
strategische Käufer weiter auf dem Vormarsch."
Eine Analyse der Bilanzen der 1.000 weltweit führenden Unternehmen
(gemessen an der Marktkapitalisierung) zeigt, dass die allgemein
niedrigen Verschuldungsgrade der Unternehmen Spielraum für weitere
Fremdkapitalaufnahmen bieten. Ehren: "Zusammen mit der hohen
Liquidität am Fremdkapitalmarkt und durchweg positiven
Gewinnerwartungen bietet sich hierdurch für viele Unternehmen die
Möglichkeit, ihr Wachstum durch Akquisitionen voranzutreiben."
Thomas Ehren weiter: "Die angekündigten Auslandskäufe großer
europäischer Spieler (z. B. die Übernahme von Engelhard durch BASF
und die Akquisition von Reebok durch Adidas) sind ein Zeichen der
wieder gewonnenen Stärke der europäischen Großkonzerne. Wie schnell
sie aber andererseits selbst zum Ziel von Übernahmen aus den
Schwellenländern werden können, zeigt die angekündigte Akquisition
der Luxemburger Arcelor durch den indischen Mittal Steel-Konzern.
Mittelfristig erwarten wir immer mehr Interesse aus den aufstrebenden
Volkswirtschaften in Asien und Russland an europäischen
Zielunternehmen.
Eine weitere Triebfeder könnte das in letzter Zeit häufiger
beobachtete Zusammenspiel von Finanzinvestoren und strategischen
Käufern sein. Ein Beispiel ist der Verkaufsprozess der Musiksparte
BMG von Bertelsmann, bei dem das Private Equity Haus Kohlberg,
Kravis, Roberts (KKR) zusammen mit EMI, dem weltweit größten
Musikverlagshaus, als Bieter auftrat." Ehren: "Strategische Käufer
können auf diese Weise die Last der Finanzierung reduzieren, Private
Equity-Häuser profitieren von zusätzlichem Wertschöpfungspotenzial,
das aus dem besseren Industrieverständnis der Strategen resultiert."
Finanzdienstleistungs- sowie Ver- und Entsorgungsbereich legen in
Europa zu
Mit einem Gesamtwert von rund 117 Mrd. USD (+114 Prozent im
Vergleich zum 1. Halbjahr 2005) wurde im Finanzdienstleistungssektor
das größte Transaktionsvolumen angekündigt. Noch dynamischer
entwickelte sich der Bereich Ver- und Entsorgung, in dem das
Transaktionsvolumen um 181 Prozent auf rund 113 Mrd. USD anstieg. Für
mehr als 88 Prozent dieses Volumens sind zwei der weltweit größten
Transaktionen, die angekündigte Übernahme von Endesa durch E.on für
rund 57 Mrd. USD und die Akquisition von Gaz de France durch Suez für
rund 43 Mrd. USD verantwortlich. Weltweit wurde im ersten Halbjahr
2006 nur eine noch größere Transaktion angekündigt: die Übernahme des
US-amerikanischen Telekom Unternehmens BellSouth durch AT&T
(Transaktionsvolumen ca. 83 Mrd. USD).
Deutschland europaweit auf Platz 4 der Zielländer für
M&A-Aktivitäten
In Deutschland wurden im ersten Halbjahr 2006 482 Transaktionen,
in denen deutsche Unternehmen als Verkäufer auftraten, angekündigt
(1. Halbjahr 2005: 459). Das Volumen lag mit rund 73 Mrd. USD knapp
unter dem Vorjahresniveau (rund 74 Mrd. USD). Bei den
Transaktionsvolumina liegt Deutschland damit europaweit auf Platz 4
der Zielländer für M&A-Aktivitäten, hinter Großbritannien, Frankreich
und Spanien.
Thomas Ehren: "Auch für Deutschland erwarten wir weiteres Wachstum
auf dem M&A-Markt. Das hohe Aktivitätsniveau der Finanzinvestoren,
die den M&A-Markt in den letzten Jahren stark dominiert hatten, wird
von einer erheblichen Anzahl an Akquisitionen von strategischen
Käufern begleitet. In den letzten zwölf Monaten haben viele
Unternehmen ihre Kaufzurückhaltung aufgegeben und eine Reihe von sehr
großen, auch internationalen Akquisitionen durchgeführt bzw.
angekündigt. Dazu zählen zum Beispiel die Übernahme von BOC durch
Linde oder von Schering durch Bayer."
Zuwächse in Deutschland im Pharma- und Chemiesektor
Zu den Branchen mit dem größten angekündigten Transaktionsvolumen
zählten im ersten Halbjahr 2006 vor allem der Bereich Pharma (Anstieg
um +307 Prozent auf rund 28 Mrd. USD im Vergleich zum 1. Halbjahr
2005), Immobilien (Anstieg um +19 Prozent auf rund 15 Mrd. USD) und
Chemie (Anstieg um +356 Prozent auf rund 7 Mrd. USD). Der
Gesundheitssektor ist dabei vor allem durch die angekündigte
Großübernahme von Schering durch Bayer (Transaktionsvolumen rund 19
Mrd. USD) geprägt.
Fazit und Ausblick
Thomas Ehren: "Für die zweite Jahreshälfte erwarten wir ein
Anhalten des M&A-Booms. Dabei wird das Wachstum sowohl durch den
Private Equity-Sektor, immer stärker aber auch durch strategische
Käufer getragen werden. Unterstützt von gesunden Unternehmensbilanzen
und günstigen Konditionen an den Fremdkapitalmärkten werden viele
Unternehmen versuchen, durch das Ausnutzen von Kosten- und
Ertragssynergien im Rahmen von Akquisitionen im Wettbewerb zu
bestehen. Gerade auch deutsche Unternehmen werden ihre Marktposition
durch Zukäufe im In- und Ausland zu stärken versuchen. Ein deutliches
Signal dafür ist, dass in zwei der weltweit zehn größten
angekündigten Transaktionen deutsche Unternehmen als Käufer auftreten
(E.on und Bayer). Ein weiterer Treiber der M&A-Dynamik sind auch die
derzeit attraktiven Unternehmenspreise. So hat unsere Analyse der
1.000 führenden Unternehmen ergeben, dass gerade in Europa die
Kurs/Gewinnverhältnisse in den letzten sechs Monaten leicht gesunken
sind."
KPMG National Office