News
Börsen-Zeitung: Auf dem Goldman-Trip, Kommentar zu Private Equity und Investmentbanking von Walther Becker
War da was? Private Equity und Investment
Banking, das geht nicht zusammen? Ob Morgan Stanley oder Credit
Suisse, Merrill Lynch oder Deutsche Bank und UBS - das eigene
Finanzinvestoren-Geschäft wurde vor Jahren fast durch die Bank weg
ausgegliedert, vielfach in Form des Management Buy-out. Die Institute
konzentrierten sich auf das Arrangieren der kräftig gewachsenen
Schuldenanteile bei Unternehmenstransaktionen.
Diese Trennung war einmal. Längst riechen die US-Häuser wieder
Lunte. Morgan Stanley soll nächstes Jahr einen eigenen Fonds über 5
Mrd. Dollar einwerben, Credit Suisse ist mit gut 2Mrd. Dollar auch
wieder dabei. Merrill Lynch hatte schon vor etwa drei Jahren
begonnen, ganz groß in dieses Geschäft einzusteigen, und ist auch bei
dem größten Buy-out aller Zeiten - dem Klinikbetreiber HCA im Volumen
von 32 Mrd. Dollar - mit von der Partie. Als einzige
Wall-Street-Adresse hat Goldman Sachs nie von diesen Aktivitäten
abgesehen. Die Bank stand sogar für einige Wochen an der Spitze der
größten Private-Equity-Fonds, bevor sie von Blackstone, KKR, Carlyle
oder Texas Pacific verdrängt wurde. Während Goldman bei externen
Institutionellen die Hand aufhält und zum geringen Teil eigenes Geld
investiert, dreht Merrill Lynch ein großes Rad mit
Eigenkapitalanteilen aus der Bilanz. Das ist eine feine Sache,
solange die Investments in Buy-outs so stolze Renditen abwerfen wie
zuletzt - dreht sich der Wind an den Märkten aber, dann können
gewaltige Summen in illiquiden Vermögenswerten bei Unternehmen
geparkt sein, die nur mit horrenden Verlusten flott zu bekommen sind.
Wer auf allen Seiten - Fremd- und Eigenkapital - bei Deals
mitmischt, der kann viel verdienen, halst sich aber auch jede Menge
Klumpenrisiken auf. Eine entscheidende Rolle spielt das Management
von Interessenkonflikten - wenn eine maßgeblich als Primebroker für
Hedgefonds agierende Investmentbank als Rivale von Private Equity
auftritt, gibt das böses Blut. Hier hat sich Goldman Sachs schon eine
blutige Nase geholt. Feindliche Übernahmen verbieten sich aus
Reputationsgründen für Banken ohnehin. Wer Alleingänge vermeidet und
sich "nur" als Koinvestor in Konsortien betätigt, der macht nichts
falsch. Mit solchen Strategien könnten sich auch Deutsche Bank und
UBS anfreunden und zurück in das Geschäft streben.
Börsen-Zeitung